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Wald-Leben 3.0

Wald-Leben versus Wald-Sterben einfach erklärt.
Die Klimakrise schwächt die Wälder besonders stark in Deutschland - Trockenheit und Hitze dörren sie und ihre Böden aus. Durch Luftschadstoffe und Überdüngung werden Bäume zusätzlich geschwächt. Ein Teufelskreis.

Hintergrund

Besonders naturferne Fichten- und Kiefernmonokulturen, also Wälder, die nur aus einer Art bestehen, sind besonders anfällig für Stürme und Waldbrände in Trockenperioden. In den letzten Jahren nahmen Waldbrände, besonders im Norden des Landes immer mehr zu. Teilweise werden die abgebrannten Monokulturen wieder mit nur einer Art aufgeforstet, obwohl klar ist, dass diese Art der Waldbewirtschaftung nicht nachhaltig und besonders waldbrandgefährdet ist. Eine Lösung, so meinen einige Wissenschaftler und Förster, ist es, Bäume von weit her in unseren Wald einzubringen. Doch ob das eine Lösung ist, oder die gebietsfremden Arten unsere heimischen Bäume nicht noch mehr zurückdrängen, ist meist nicht bekannt.

Der Wald ist ein wichtiger Bioindikator. Das Waldsterben 1.0 hat saure Böden und zu hohe Schwefelkonzentrationen in der Luft angezeigt (BUND 2019). Beim Waldsterben 2.0  zeigen sterbende Kiefern- und Fichtenwälder und kranke Laubwälder, dass die Politik den Klimawandel wirkungsvoll eindämmen muss, damit die nächste Waldgeneration überleben kann, unsere Luft reinigt und kühlt, uns Wasser und nachwachsende Rohstoffe zur Verfügung stellt und einen Ort der Erholung und des Kraft Tankens bietet. Auf zur Waldwende (BUND 2020) und einem naturnahen, nachhaltigen Wald und Waldwirtschaft.

Die Jugend fordert

1. Waldsterben 2.0 durch wirksame Klimaschutzmaßnahmen stoppen
2. Umbau des Waldes von Nadelmonokulturen zu standortgerechten Laubmischwäldern muss Vorrang haben
3. Wald vor Wild, denn nur so kann die Naturverjüngung der Laubbaumarten groß werden
4. Schützen vor Nutzen - Im Klimaspeicher Staatswald muss Gemeinwohl Vorrang bekommen
5. Mehr Forstpersonal, um Waldbesitzer*innen und Kommunen beim Waldumbau beraten zu können, außerdem dürfen die Reviere nicht noch größer werden, um eine gute Betreuung gewährleisten zu können
6. Waldflächen nach Extremereignissen schonend behandeln, um Bodenerosion zu vermeiden
7. Wälder ökologisch verträglich bewirtschaften, Holz schonend ernten, keine Begiftung von Wäldern
8. Kompetenzen in Laubholzwirtschaft und –verwertung ausbauen
9. Naturwälder auf zehn Prozent der öffentlichen Waldfläche zulassen
10. Mehr Forschung und Anbauversuche, um herauszufinden, welche Baumarten zukünftig in unseren Wäldern überleben werden

Mehr Hintergrundwissen zum Wald

Ohne den Wald wäre unser Leben nicht denkbar. Doch das wird allzu oft vergessen und Menschen erinnern sich oft erst daran, wenn sie die Folgen eines nicht mehr intakten und funktionierenden Systems erfahren. Es ist also nicht nur der Klimawandel, der den Wäldern zusetzt, sondern auch die Art der Bewirtschaftung, wie zu wenige verschiedene Arten, zu wenig Alt- und Totholz, zu wenig Struktur, zu viel Rückegassen, das sind die Spuren der Erntemaschinen im Wald. Diese sind drei bis vier Meter breit ziehen sich in vielen Wäldern alle 20 Meter durch den Wald, da ein Ernte-Arm acht Meter lang ist. Durch das Rütteln der Maschinen verdichten sich die Waldböden, die dadurch ihr Wasserhaltevermögen verringern, was zur schnelleren Austrocknung der Böden und somit auch der Bäume führt. Gerade unter Hitzestress und Trockenheit ist der Wald als Wasserspeicher enorm wichtig.

Wald einfach erklärt
Warum ist der Wald wichtig für uns?

Der Wald reinigt die Luft und produziert Sauerstoff, den wir atmen. Die Bäume atmen wiederum Kohlenstoffdioxid (CO₂) und speichern dieses. Er nimmt viel Wasser auf und nährt damit das Grundwasser. Außerdem reinigt der Waldboden das Wasser und bereitet es so als Trinkwasser auf. Das gespeicherte Wasser, wird über Verdunstung wieder abgegeben, somit produziert er Wasser, wenn es warm ist und hat eine Kühlfunktion, wie eine Klimaanlage im Sommer. Man sagt auch der Wald ist die Lunge des Planeten.

Wald gibt uns Holz als Rohstoff, z.B. zum Möbel bauen oder als Brennholz. Der Wald schützt den Boden, indem er ihn stabilisiert und durch das abfallende Laub und das Totholz mit neuen Nährstoffen nährt. Der Wald bietet Lebensraum für viele Tier und Pflanzen. All diese Dinge nennt man auch Ökosystemleistungen, die der Wald bereitstellt, und die uns ein gutes Leben mit frischer und kühler Luft, sauberem Wasser, gutem Boden und Holz bereiten. Der Wald bietet uns einen Ort der Ruhe und Erholung, aber auch der Abenteuer.

Warum ist Todtholz so wichtig im Wald?

Totholz bietet Lebensraum für viele Insekten. Ca. 20 % der Tiere im Wald leben direkt oder indirekt von Totholz. In Deutschland gibt es ca. 7000 Käferarten, wovon 1350 Arten auf Totholz angewiesen sind. Das sind 20 %, wovon 60 % als gefährdet eingestuft werden. In Bayern sind sieben von acht ausgestorbenen Käferarten Holzbewohner. Zudem sind 1000 Wespen- und Bienenarten auf Alt- und Totholz angewiesen. Doch in einem Forstwald lohnt es sich nicht, Holz alt werden und sterben zu lassen, ohne etwas daran zu verdienen. Gerade Totholz speichert enorm viel Wasser und kühlt damit die Umwelt. Totholz bietet noch mehr Lebensraum, Nahrungs-, Nistmöglichkeiten als lebende Bäume. Zudem sind die Nährstoffe, die durch die toten Bäume zurück in den Waldboden kommen wichtig, um den Wald gesund zu halten. Ein gesunder Waldboden enthält mehr Mikroorganismen und kann dadurch mehr Wasser speichern. Zudem ist stehendes Totholz wertvoller als liegendes. Doch gerade das wird immer weniger in unseren Wäldern. Ein natürlicher Urwald enthält 20 - 50 % altes oder totes Holz. Lauf FSC-Zertifizierung sollen es 10 % sein.  (siehe u.a. Frei 2006, Wermelinger & Duelli 2003).

Was bedeutet nachhaltiger Forst: FSC & Co?

Im Forst gibt es zwei Nachhaltigkeits-Labels, das FSC (Forest Stewardship Council) und das PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification). Ziel war es, Standards für eine nachhaltige Waldnutzung zu kreieren. Das FSC Label gilt zwar als das wertvollere, doch ist es wichtig zu wissen, dass es sich nicht, wie bei den Bio Labeln, um feste Rahmenbedingungen handelt, sondern diese je nach Land mit den verschiedenen Interessenvertretern verhandelt werden. Dabei stimmen Vertreter der Holzwirtschaft, Umweltschützer und indigene Waldbewohner über die FSC Standards ab. Die Holzindustrie scheint hierbei große Lobby-Arbeit zu leisten. Zudem gelten in verschiedenen Ländern unterschiedliche Standards. Der FSC verändert dabei vor allem in den Tropen und im Süden kaum die Waldwirtschaft (siehe z.B. FSC Watch 2018). In Nordwest Russland gibt es bspw. noch FSC zertifizierte Großkahlschläge ohne wesentliche ökologische Unterschiede im Vergleich zu nicht zertifizierten Wäldern (Blumröder et al. 2018). Da es momentan kein ökologischeres Label gibt, ist es besser FSC zertifiziertes Holz oder Papier zu verwenden, als auf keine Zertifizierung zu achten. Wichtig ist es, auf Tropenholz zu verzichten und am besten lokal geerntetes Holz zu verwenden. Darüber hinaus tragen einige Lebensmittel, wie z.B. Soja, Palmöl oder Rinderfleisch zu riesigen Rodungen bei.

Quellen