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Biodiversität

Was ist überhaupt Biodiversität und wofür ist sie wichtig? Können wir mit ein paar weniger Arten nicht genauso gut leben? Fragen, die junge wie alte Menschen beschäftigen.

Die Natur ist unsere Lebensgrundlage, ohne die wir Mensch, als Teil der Natur nicht leben können. Dabei geht es um weit mehr als Nahrung, Wasser und Medizin. In einem intakten Wald oder Wiese fühlen wir uns wohl und glücklich. Jede Art darf und soll da sein und hat ihren Platz hier auf der Erde, so wie wir. Jede Art an sich ist schützenswert.

Die Gleichsetzung von Natur und Kapital ist kein gangbarer und nachhaltiger Weg, so die Jugendlichen der JBN. Wenn du wissen willst, warum Biodiversität außerdem wichtig ist und was Du tun kannst, um zum Erhalt von Arten und Ökosystemen beizutragen, dann lies hier weiter:

Biologische Vielfalt ist wichtig

  • Damit sich Arten an wandelnde Umweltbedingungen anpassen können.
  • Die Natur besteht aus vielen sich gegenseitig beeinflussenden Arten, die miteinander zusammen leben und sich selbst regulieren. Wir Menschen stören dieses Gleichgewicht oft.
  • Jede Art hat ein Recht da zu sein, es ist laut des deutschen Grundgesetzes auch unsere Aufgabe, die natürliche Lebensgrundlage für künftigen Generationen zu erhalten (Grundgesetz Art. 20 a).
  • Um sich wohl zu fühlen, Studien haben das sogar gezeigt.
  • Die Vielfalt der Natur leistet wichtige „Ökosystemdienstleitungen“ für uns, wie:
    • Basis: Nährstoffkreisläufe, Photosynthese, Bodenbildung
    • Versorgung: Nahrung, Wasser, Energie, Medizin
    • Regulation: Klima, Wasserreinigung, Schutz vor Naturkatastrophen und Krankheiten
    • Kultur: Erholung, Bildung

Auch wenn es für die Wirtschaft wichtig ist, Dingen und auch der Natur einen Geldwert zu geben, steht die JBN dafür ein, dass "ein Wald, ein Stück Wiese und jede Art schon selbst schützenswert ist und sie schon gar nicht gegeneinander aufwiegbar sind ". Nicht alles muss in einen Geldwert umgerechnet werden. 

Dass Arten aussterben, und neue Arten entstehen ist normal, das ist Teil der Evolution und Veränderung. Doch wenn Arten so schnell aussterben wie momentan, wird von einer Aussterbewelle gesprochen. Bei der letzten Aussterbewelle sind die Dinosaurier ausgestorben.

Biodiversität einfach erklärt

Artenvielfalt ist die Vielfalt von Pflanzen und Tieren innerhalb eines Lebensraums, also wie viele Pflanzen- und Tierarten es in einem Gebiet gibt. Biodiversität ist die gesamte biologische Vielfalt, inklusive Genen, Arten, Lebensgemeinschaften und Lebensräumen. 1992 wurde zum ersten Mal in Rio, Brasilien ein Übereinkommen über die Biologische Vielfalt von vielen Ländern unterzeichnet, das bis heute weitergeführt wird.

Biodiversität Hintergrundinfos

Artenvielfalt ist die Vielfalt von Flora und Fauna innerhalb eines Lebensraums. Biodiversität ist die gesamte biologische Vielfalt, inklusive Gene, Arten, Populationen, Ökosystemen. 1992 wurde bei der „Convention on Biological Biodiversity“ in Rio Brasilien das erste Mal ein Übereinkommen zum Erhalt der biologischen Diversität unterzeichnet, heute sind 196 Vertragsparteien beteiligt. 2007 wurde in Deutschland die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt verabschiedet. 2010 war das internationale Jahr der Biodiversität. Auch die BUNDjugend Bayern hat sich intensiv mit dem komplizierten und vielschichtigen Thema beschäftigt und 2010 eine Resolution zum Thema Biodiversität (Link zum Download in der Download-Box) verabschiedet.

Die BUNDjugend Bayern steht dafür ein, dass "ein Wald, ein Stück Wiese und jede Art schon selbst schützenswert ist und sie schon gar nicht gegeneinander aufwiegbar sind ".  Dieses tiefgreifende Bewusstsein der Jugendlichen drückt sich auch in der Kritik an TEEB (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) aus.

Die Ökosystemdienstleistungen von Bienen und anderen Bestäubern betragen weltweit ca.  ein Zehntel der Weltnahrungsmittelproduktion (153 Milliarden Euro, Beck et al. 2006). Eine Pflanzenart zieht mindestens sieben Tierarten mit sich, v.a. Insekten. Gerade im Wald (lesehier mehr dazu) sind viele Arten auf Totholz angewiesen, bspw. 1350 der ca. 7000 Käferarten in Deutschland.

Die IUCN (Internation Union for Conservation of Nature) hat 1964 die Rote Liste gefährdeter Arten ins Leben gerufen. Bislang sind nur 5% aller erfassten Arten auf Bedrohung untersucht. Davon gelten ca. 1/3 als vom Aussterben bedroht  (31.000  Arten). Bspw. 21% aller untersuchten Säugetiere und 28% aller untersuchten Reptilien.

In Deutschland gibt es 3000 Samenpflanzenarten (Pflanzen, die sich durch Samen ausbreiten), 328 Säugetiere, 328 Vögel und über 33.000 Insekten. Wie viele kennst du davon? Fallen dir spontan einige Tier- und Pflanzenarten ein? Denn, wie können wir vermissen, was wir nie gekannt haben? Sieben Arten sind in Deutschland endemisch, d.h. es gibt sie nur hier. In Bayern ist bspw. das Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica) endemisch, das du in Mooren vorfindest. Am Kap in Südafrika sind von den 9600 Pflanzenarten 70% endemisch, und das auf einer Fläche acht Mal kleiner als Deutschland. Somit gehört das Kap, wie weitere 34 Gebiete, zu den Hotspots der Biodiversität.

Bislang sind weltweit 1,76 Millionen Arten beschrieben, die Schätzungen reichen von 8 Mio. bis 50 Mio. Arten (Sakiyama & Schwarzer 2018). Die Aussterberate steigt so rasant, dass Forscher von der sechsten großen Aussterbewelle sprechen.  Mit der letzten großen Aussterbewelle sind die Dinosaurier ausgestorben.

Es werden fünf Hauptfaktoren oder Bedrohungen der Biodiversität klassifiziert:

1

Klimaveränderung

2

Verschmutzung

3

Übernutzung

z.B. Überweidung, Überfischung, unkontrolliertes/illegales Bejagen/Sammeln

4

Flächenverluste

natürlicher Lebensräume, Zerstörung, Zerschneidung

5

Invasive Arten

gebietsfremden Arten, die unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten, Lebensgemeinschaften oder Biotope haben

Wir haben mit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ und der Umsetzung im Bayrischen Naturschutzgesetz im August 2019 einen Meilenstein gesetzt. Nun geht es um die Realisierung und auch hier sind wir gefragt. Über den aktuellen Stand informiert der BUND Naturschutz Bayern.
Folgende Bereiche wurden gesetzlich verankert:

  • Gewässerrandstreifen von 5 Metern an natürlichen oder naturnahen Bereichen fließender oder stehender Gewässer, die weder garten- noch ackerbaulich genutzt werden à gerade hier sind Bürger*innen aufgerufen diese Umsetzung zu beobachten und ggf. an den BUND Bayern und die Untere Naturschutzbehörde zu melden! Eine Kinder- oder Jugendgruppe kann auch in Kooperation mit der Gemeinde, Stadt und der BN Orts- oder Kreisgruppe einen Gewässerabschnitt renaturieren und naturnäher gestalten.​​​​
  • Biotopverbund auf 13% bis 2027 und 15% bis 2030 ausweiten
  • Streuobstwiesen ist auf Liste der geschützten Biotope
  • Wiesen: kein Umbruch, Mahd ab 15.6. auf 10% landesweiter Grünflächen, Walzverbot von Grünlandflächen ab 15.3.
  • Naturwaldflächen: mind. 10% des Staatswaldes ohne forstliche Nutzung
  • Ökolandbau: bis 2030 mind. 30%
  • Moorschutz: keine Absenkung des Grundwasserstands
  • Lichtverschmutzung, u.a. Vermeidung künstlicher Beleuchtung im Außenbereich, keine Fassadenbeleuchtung von 23 Uhr bis Morgendämmerung, draußen keine beleuchtete Werbung
  • Verbot flächenhafte Pflanzenschutzmitteln auf Dauergrünlandflächen, keine Totalherbizide auf von Bayern bewirtschafteten Flächen
  • Folgende Vorgaben gelten auch für Kommunen: Gewässerrandstreifen, Ökolandbau,  Grünland- und Moorbodenschutz, Pestizidverbot,

Nun gilt es die Europäische Volksinitiative „Bauern & Bienen retten“ voranzutreiben. Zudem ist seit 02.03.2020 in ganz Deutschland Pflicht, regionales Saatgut und Gehölze in der freien Natur zu verwenden (Bundesnaturschutzgesetzt § 40 Abs. 4). Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Naturschutzgebiete in Deutschland oft sehr klein sind (kleiner als 50ha). Zudem sollten sie in einem Biotopverbund („stepping stones“) miteinander verbunden sein, um eine Durchgängigkeit der Landschaft wieder herzustellen. Naturschutzgebiete sollten von jetzt 6,3% auf mindestens 10% der Landesfläche ausgeweitet werden.

Bildergalerie Biodiversität

Was kannst du dazu beitragen, Arten und Ökosystem zu schützen und die Biodiversität zu unterstützen?

  • Pflanze regionales Saatgut und Gehölze, lasse Blumenwiesen stehen, mäht erst nach dem 15.6., wenn sich die Margeritenblumen einrollen, Stauden erst im Frühjahr schneiden. „Bye Seeds, No Flowers!“
  • Hab ein wachsames Auge für die Umsetzung des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ und melde ggf. eine Beobachtung an den BUND in Bayern e.V. und die Untere Naturschutzbehörde.
  • Bastle ein Insektenhotel und bringe es an der südost-Seite des Hauses an. Errichte Totholzhaufen und Steinansammlungen im Garten.
  • Lasse wilde Ecken im Garten zu, benutze keine Pflanzenschutzmittel oder übermäßigen Dünger.
  • Benutze torffreie Erde
  • Kaufe regionale Lebensmittel der Saison
  • Weniger ist mehr! Je mehr Dinge du kaufst und wegwirfst, desto größer ist dein ökologischer Fußabdruck und desto mehr Ressourcen brauchst du von unserer Erde. Achte darauf, wo und wie ein Produkt hergestellt wurde. Sei konsumkritisch (siehe Ökologischer Fußabdruck)
  • Achte auf nachhaltig hergestelltes Essen, Kleidung, Holz und weitere Materialien im Garten, beim Hausbau etc.
  • Fahre mehr Fahrrad und nutze öffentliche Verkehrsmittel
  • Beteilige dich an der Arbeit in Umweltverbänden und trage zu Petitionen bei, um zu zeigen, dass vielen Menschen eine „gesunde Zukunft“ wichtig ist und jeder einzelne dazu beitragen kann.
  • Nehme deinen Müll mit

Umwelt-, Naturschutz und Klimaschutz helfen, die Biodiversität zu erhalten, da wir damit die natürliche Lebensgrundlage vieler Arten bewahren. Sensibilisiere deine Mitmenschen für diese Themen und erkläre sachlich, neutral und freundlich auf, warum dies so wichtig ist.

Literatur:

Beck et al. (2006): Die Relevanz des Millennium Ecosystem Assessment für Deutschland. - UFZ-Bericht 2/2006

Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, TU Berlin (2012).  Biologische Vielfalt. Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt. 47 S.

Fischer, L. K., Honold, J., Cvejić, R., Delshammar, T., Hilbert, S., Lafortezza, R., ... & Kowarik, I. (2018). Beyond green: Broad support for biodiversity in multicultural European cities. Global environmental change, 49, 35-45.

Sakiyama, M., Schwarzer, C. (2018): CBD in a Nutshell (2nd edition. Global Youth Biodiversity Network, Berlin, Germany, 204 pages.