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Kinder & Müpfe

Müpfe (12-15 Jahre)

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Wir brauchen (neue) Geschichten

Geschichten, wie z.B. von einem Dorf, das lokale Geschäfte fördert - und dadurch Abwanderung verhindert oder von einem Stadtviertel, das Lastenräder zur Verfügung stellt - und dadurch den Autoverkehr verringert. Wir brauchen Geschichten, die aufzeigen, wie schön und vielfältig eine nachhaltige Zukunft sein kann.

23.11.2022

Im Augenblick wird viel diskutiert über Energiesparen, Energie-Versorgungssicherheit und oft auch die Sorge über einen möglichen Rückgang unseres Wirtschaftswachstums. Unendliches Wachstum ist jedoch auf einem begrenzten Planeten nicht möglich. Daher ist das Überdenken unseres Konsumverhaltens und der Selbstverständlichkeit unseres weiter wachsenden Wohlstandes ein zentrales Anliegen nachhaltiger Entwicklung. Die Fragen ‚was brauchen wir wirklich?‘, ‚wie viel ist genug?‘ oder ‚was macht uns zufrieden?‘ sind dabei spannende philosophische Ansätze.

Schon seit Jahrtausenden geben Menschen ihr Erfahrungswissen in Form von Erzählungen an die nachfolgenden Generationen weiter. Oft sind es die geläufigen Wertvorstellungen eines erfolgreichen Lebens. Dies geschieht über Geschichten, Bücher oder auch Spielzeug. In den reichen Ländern geht es hier oft um Dinge wie viel Geld zu haben, ein Haus, ein Auto, viele Reisen etc. Von Kind an werden wir daher mit den Grundprinzipien einer scheinbar endlos wachsenden Wirtschaft vertraut gemacht. Mittlerweile ist aber längst klar, dass wir damit an die natürlichen Grenzen unseres Planeten stoßen und die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen zerstören.

Wenn wir uns damit auseinandersetzen wie eine nachhaltige Zukunft aussehen soll, so wird klar: Wir brauchen neue Geschichten, ermutigende Geschichten des Gelingens, Geschichten, die neue, alternative Werte vermitteln. Geschichten, die aufzeigen, wie schön und vielfältig eine nachhaltige Zukunft sein kann. Beispielsweise die Geschichte, wie ein Dorf lokale Geschäfte fördert – und dadurch Abwanderung verhindert, wie ein Stadtviertel Lastenräder zur Verfügung stellt – und dadurch den Autoverkehr verringert, wie ein Jugendtreff Kleidertausch-Parties veranstaltet – und dadurch junge Menschen zusammenbringt und den Kleider-Konsum thematisiert, wie eine Gruppe junger Menschen ein Moor renaturiert – und dadurch aktiv Klimaschutz betreibt. Die Form der Geschichtenerzählung hat den Vorteil die Menschen emotional zu berühren. Es werden Vorbilder aufgezeigt und Empathiefähigkeit gefördert. Statt faktischer Aufzählung von Handlungsoptionen wird ein Bezug hergestellt wird zu einer Erfahrung, die Menschen in ähnlicher Situation bereits hatten.

Auch spannend zum Nachlesen hierzu: Die Stiftung Zukunftsfähigkeit FUTURZWEI (https://futurzwei.org/) sammelt Geschichten des Gelingens.

„Am Abend versammeln sich alle ums Feuer und teilen die Geschichten ihres Tages. Dieser Austausch von Geschichten scheint für den Menschen von großer Bedeutung zu sein. Jahrtausende lang hing das Überleben von den Informationen über Nahrungsquellen und anderen Strukturen der Landschaft ab.“  „Mit anderen Menschen Geschichten zu teilen baut ein kollektives Wissen auf, das viel größer ist als die Erfahrung eines einzelnen.“ (Jon Young, Ellen Haas, Evan McGown, Mit dem Coyote-Guide zu einer tieferen Verbindung zur Natur – Grundlagen der Wildnispädagogik, Buch 1)

Es geht also darum Wissen weiterzugeben durch Geschichten. Den Zuhörenden werden Vorbilder vorgestellt, die vor Herausforderungen stehen und diese Krise aber bewältigen können, das wirkt ermutigend. Auf unserem Weg zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft brauchen wir neue Narrative, also positive Geschichten über eine gerechte, nachhaltige Zukunft.

Daneben können auch eigene positive Erfahrungen nachhaltiger Lebensweisen, wie z.B. selbst eine Fahrrad-Reparatur-Workshop veranstalten, alte Gegenstände reparieren oder upcyceln, die Artenvielfalt im Wald kennenlernen, ein Insektenhotel bauen bei den Teilnehmenden zu einem Gefühl von Selbstwirksamkeit und sozialer Zugehörigkeit führen und dabei ermutigende Perspektiven für eine nachhaltige Gesellschaft liefern.

 

Wie können wir diese Ideen in der Kinder- und Müpfegruppenarbeit umsetzen?

    • Die Kinder- oder Müpfegruppe ist ein idealer Ort um Geschichten zu erzählen, dabei kann die Gruppenleitung eine Geschichte erzählen, oder die Kinder erzählen selbst ihre Geschichte des Tages, z.B. das Entdecken eines besonderen Pilzes oder die Nachtwanderung vom letzten Wochenende. Das Ritual des Geschichtenerzählens kann beispielsweise durch einen Redestab, der weitergereicht wird, betont werden. Das Geschichtenerzählen kann einen festen Zeitpunkt im Ablauf der Gruppenstunde bekommen, die Kinder kommen zur Ruhe und lauschen der Geschichte.
    • Eine weitere schöne Methode Kinder sich gegenseitig aus ihrem Erfahrungs- und Gedankenschatz berichten zu lassen ist das Philosophieren. Dabei wird in vertrauter Runde nach bestimmten Regeln über eine vorgegebene philosophische Frage nachgedacht, z.B. „Wem gehört die Natur?“ (s. Literaturtipp) Philosophieren regt zum Reflektieren und Nachdenken an, dabei werden neue Gedankenräume eröffnet.
    • Müpfe-Gruppen können sich selbst auf die Suche nach nachhaltigen Geschichten machen: Sie können nachhaltige Initiativen in der Gemeinde oder Region besuchen, sich informieren und daraus z.B. eine (digitale) Karte erstellen, so dass für alle sichtbar wird, was vor Ort für Nachhaltigkeit bereits getan wird.

Oder die Müpfe schreiben ihre eigene Geschichte indem sie z.B. in der Gemeinde eine Fahrradreparatur-Aktion organisieren und fürs Radfahren werben.

 

Buch- und Literaturtipps zum Thema:

  • Baccalario, P., Taddia, F.: 50 kleine Revolutionen, mit denen du die Welt (ein bisschen) schöner machst, dtv junior, 2019
  • BUNDjugend: Ein gutes Leben für alle! – Eine Einführung in Suffizienz: https://www.bund-bawue.de/fileadmin/bawue/Dokumente/Themen/Nachhaltigkeit/Suffizienz_Gutes_Leben_fuer_Alle.pdf (2022)
  • Eberhard von Künheim Stiftung, Akademie Kinder Philosophieren (Hrsg.): Wie wollen wir leben? Kinder philosophieren über Nachhaltigkeit, oekom Verlag, 2014
  • FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit, Berlin, 2022: Wie wollen wir gelebt haben? – Geschichten des Gelingens, https://api.futurzwei.org/images/bildungsmaterialien/FUTURZWEI_Geschichtensammlung.pdf
  • Gholz, S.: Der Junge, der einen Wald pflanzte, Zuckersüß Verlag, 2021
  • Girod, E., Hartung, A.: Durdu und das Plastikmeer, oekom Verlag, 2021
  • Hüer, M.: Narrative für Nachhaltigkeit:  Geschichten über Gelingendes erzählen, Corporate Communications Journal, Jahrgang 5, Nummer 1, WS 2020
  • Kirby, L.: Groß genug, die Welt zu retten, Insel Verlag, 2020
  • König, K., Tschorn, L.: Frieda im Unverpackt-Laden, oekom Verlag, 2022.
  • Singh, R.: Es werde Wald! NordSüd Verlag, 2022
  • Schott, H.: Klimahelden, Neufeld Verlag, 2020
  • Young, J., Haas, E., McGown, E.: Mit dem Coyote-Guide zu einer tieferen Verbindung zur Natur – Grundlagen der Wildnispädagogik, Buch 1, Biber Verlag, 2014